Systemisches Konsensieren passt gut zur gewaltfreien Kommunikation und möchte eine Alternative zu basisdemokratischen Entscheidungsprozessen darstellen. Während Mehrheitsdemokratie oft auch als die „Diktatur der Mehrheit“ verstanden werden kann, geht es beim Systemischen Konsensieren darum, die Lösung zu finden, bei der die Beteiligten die geringsten „Bauchschmerzen“ haben.
Der Weg des geringsten Widertand
Dafür werden zunächst alle möglichen Optionen gesammelt. Alle Teilnehmenden dürfen Vorschläge machen. Ganz wichtig: Die Entscheidungsoption, dass nichts geändert wird (die Passivlösung) muss immer mit aufgenommen werden.
Dann können alle TN auf einer Skala von 0 bis 10 ihren Widerstand zu einer Option ausdrücken. Beispielsweise durch heben der Finger. Ja richtig: Es geht nicht darum, wie viele dafür sind, sondern wir stark jeder einzelne gegen eine Option ist. 0 bedeutet dabei, ich habe absolut kein Problem, bin vielleicht sogar dafür. 10 wäre absolut dagegen.
Die Option, die am Ende am wenigsten Punkte hat, wird genommen. Evtl. ist es auch die Passiv-Lösung. Dann bleibt alles beim alten.
So ist eine sehr viel differenziertere Entscheidungsfindung möglich, was besonders dann sinnvoll ist, wenn persönliche Bedürfnisse eine Rolle spielen.
Entwickelt wurde es schon in den 80ern von Erich Visotschnig und Siegfried Schrotta
als Alternative zur Mehrheitsabstimmung, die Verschmelzung mit der GFK
findet seit ein paar Jahren statt, hauptsächlich vorangetrieben durch
Klaus Karstädt (www.k-training.de).
Besser als Basisdemokratie?
In jedem Fall schneller. Dafür bleibt mehr Zeit zum persönlichen Austausch und zum Vertrauen aufbauen. Durch das Systemische Konsensieren können zwar Bedenken übergangen werden, in der Basisdemokratie können aber Bedürfnisse durch ein einziges Veto ignoriert werden. Letztlich ist hier systemisches Konsensieren doch die fairere Variante.
Grundlegende Entscheidungsregeln
Nicht alles muss gemeinsam Entschieden werden. Einfach, weil die Zeit dafür nie reicht. Fokussiert euch lieber auf das wichtigste und nutzt die übrige Zeit, um eure Gruppe persönlich kennen zu lernen, mit allen Bedürfnissen und Träumen. Dann ist jedes Gruppenmitglied schon fast in der Lage, die richtige Entscheidung für andere zu treffen.
Das kann man noch weiter Differenzieren. Zur Demokratie gehört schließlich Freiheit, Gleichheit und Solidarität. Und auch Basisdemokratie ist eine Demokratie und keine -kratie.
Es lohnt also als Team immer wieder zu reflektieren, in welchen Bereichen die Teammitglieder frei sind (in ihrer Meinung, in ihren Begabungen und in ihren persönlichen Zielen), wo alle Gleich sind und Merheitsverhältnisse eben keine Rolle spielen sollen (z.B. ist es in Streitfällen unrelevant, wer beliebter ist, es zählen Fakten) und wo wirkliche solidarität gefordert ist (z.B. bei der Verteilung des knappen Budgets).
Entscheidungswege im Überblick
- Konsens: So lange reden, bis kein einziger mehr ein Veto hat (Vetos auch unbegründet)
- Systemisches Konsensieren: Wiederstände gegenrechnen (evtl. Veto aber nurbegründet)
- Schnellkonsensieren: Den geringsten Widerstand finden
- Mehrheitsentscheid (evtl. 2/3 Mehrheit)
- Repräsentative Demokratie: Man wählt einen Vertreter, der dann möglichst nach den eigenen Interessen entscheidet.
- Holocracy, Konsent und Delegationsverfahren
- Hierarchische Entscheidung
Video: Systemisches Konsensieren
Eine Einführung von Lino Zeddies
Materialien:
Quellen und Weiterführende Links:
Das SK-Prinzip erklärt: http://www.partizipation.at/systemisches-konsensieren.html http://www.sk-prinzip.eu/
Online Konsensieren: https://www.konsensieren.eu/de/ (acceptify.at)
Auch gut für Entscheidungen: https://www.loomio.org/
Rückmeldung und Referenten:
Unsere Bildungsagent*innen für dieses Thema sind erfahrene Moderatoren von Wohnprojekten, Solidarischen Landwirtschften und selbstverwalteten Initiativen.