„Comunity-Supported-Agriculture“-Farmen (CSA) bzw Solidarische Landwirtschaften (SoLaWis) schaffen einen sozialen, brüderlichen Wirtschaftsprozess in der Nahrungsmittelproduktion, was durch menschliche Beziehungen selbst dem Fairen Handel weit voraus ist. Ziel einer CSA-Gemeinschaft ist es, dass jeder Mensch seinen finanziellen Möglichkeiten entsprechend in einen gemeinsamen Fond zahlt und daraus alle Ausgaben der Farm bezahlt werden. Somit hat der Farmer sicheres Kapital und ist vom Finanzsystem unabhängig.
Grundidee
Die Teilnehmer der Gemeinschaft wiederum teilen sich alle Produkte der Farm so auf, das jeder genug hat und nach Möglichkeit das, was er bevorzugt. Daran kann gut noch ein Arzt, oder eine kleine Schule angeschlossen werden, die nach dem gleichen Prinzip funktioniert. Der Arzt bekommt immer sein Geld, egal wie viele Patienten zu ihm kommen. Seine Aufgabe ist dann nicht mehr das Heilen von Krankheiten, sondern das Gesundhalten von Gesunden.
Ein sehr guter Dokumentarfilm über CSA: http://www.gartencoop.org/tunsel/film
Assoziatives Wirtschaften
Entscheidend bei CSA-Projekten ist nicht nur die solidarische, teils basisdemokratische Herangehensweise, sondern das Wirtschaften als Gemeinschaft im Einklang mit den Erzeugern und den Kunden. In gemeinsamen Treffen von Bauern und Verbrauchern kann auf persönlicher Ebene der Bedarf und die Möglichkeiten abgesprochen werden. Ein konkretes Beispiel für eine brüderliche Wirtschaftsweise, wie sie in der sozialen Dreigliederung vorgeschlagen wird.
Was ist der Unterschied zu Fair-Trade oder Bio?
Per se sind CSA-Produkte weder besser noch schlechter als die von fairtrade oder bio zertifizierten Händlern. Es ist zwar meist eine höhere Qualität (meist Demeter) zu erkennen, als sie die üblichen Siegel vorschreiben, darum geht es aber nicht in erster Linie. Und wären alle Produkte im Handel fairtrade und ökologisch, bräuchte es kein CSA. Die Frage ist jedoch, wie kommen wir dahin, dass alles ökologisch und fair ist?
Fairtrade hat immer das Marktproblem:
- Kunden und Erzeuger kennen sich nicht und sehen sich nicht als Gemeinschaft. Der Kunde fordert dadurch teure Kontrollen und der Produzent muss viel in Marketing und Vertrauen investieren.
- Der Bauer steht nicht als Mensch im Mittelpunkt, sondern bekommt eine Funktion hinter einem anonymen Siegel. Sein Leben hängt vom Vertrauen in ein Siegel ab.
- Missbrauch eines Siegels, politische Lobbyarbeit und Negativ-Campagnen bestimmter Medien und konventioneller Konkurrenten zielen stets darauf ab, dass der Kunde denkt „na, das ist ja auch nicht besser“ und nicht mehr bereit ist mehr zu zahlen.
- Wenn zwei Produkte gleich zertifiziert sind, kauft der Kunde das billigere.
Bei SoLaWi bzw. CSA Höfen, also im Assoziativen Wirtschaften werden diese Probleme geschickt überwunden, in dem der Mensch als Gemeinschaftswesen im Mittelpunkt steht.
- Eine Gemeinschaft lässt jeden über sich hinaus wachsen. In Gemeinschaft handeln wir verlässlicher, ethischer und visionärer, als wir es im Laden tun. In uns leben also immer zwei Wesen:
- Der asoziale Konsument, der möglichst viel und möglichst günstig haben will (Darauf zielt alle Werbung ab, die Neid, Gier und Egoismus schürt)
- Der soziale Gemeinschaftsmensch, dem Freunde, Liebe und Werte wichtig sind.
- In CSA-Gemeinschaften zahle ich nicht für ein Produkt, sondern für eine Gemeinschaft und zwar in Gemeinschaft. Das heißt in dem Moment, wo ich eher sozial sein kann und mein Gegenüber wahrnehme.
- Damit wird Wirtschaft gestaltbar und ist nicht mehr nur boykottierbar. Im konventionellen Wirtschaften müssen NGOs große Aufklärungskampagnen starten (was indirekte Werbung für ein Produkt ist) um Menschen von der Schädlichkeit zu überzeugen. Der Mensch tendiert aber dazu, sich mit allem, was er öfter hört, anzufreunden. Daher steigern Boykott-Aufrufe meist den Absatz eines Produktes. Energy follows Attention, ist hier die Regel. Und daher macht es Sinn, dass wir ein Wirtschaftssystem haben, wo wir, wenn wir unsere Aufmerksamkeit auf etwas lenken, dass auch wenigstens gestalten können.
Regional und global
Die meisten CSA-Höfe legen Wert auf Regionalität. Das assoziative Wirtschaften ist aber durchaus übertragbar auf globale Produktionsketten, wie beim Kaffee. Teikei ist das erste Kaffee-Projekt, das Mexikanische CSA-Gemeinschaften mit Deutschen CSA-Gemeinschaften verknüpft. teikeicoffee.org
Ähnliche Bildungskoffer
- Wirtschaft gestalten
- Land, Hunger und Ernährung: Essen für 12 Mrd.
- Stadtbienen
- Urban Gardening und Permakultur – die Erde nachhaltig Bebauen
CSA-Karte
Karte mit allen CSA-Höfen und Verteilerstellen in Deutschland: ernte-teilen.org
Hintergrundinformationen zum Konzept findest du auf solidarische-landwirtschaft.org.
Quellen und weiterführende links
Teikei – Bester CSA-Kaffe aus Mexiko: teikeicoffee.org
Materialien für den Teikei-Kaffee-Workshop
Dieser Workshop zielt darauf ab, ein globales solidarisches (Land)-wirtschaftsbeispiel deutlich zu machen. Dazu gibt es Lernstationen mit Texten zum
Konkrete Beispiele
- Unternehmen wie die Märkische Landbrotbäckerrei haben bereits eine vollkommen nachhaltige, ökologische, soziale und ausfinanzierte Wirtschaftsform gegründet.
- Hof Pente verknüpft Solidarische Landwirtschaft mit Handlungspädagogik
- CSA Hof Pente – Landpartie
Presseartikel
Artikel über CSA in der FAZ: http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/ware-nur-fuer-mitglieder-wie-man-ein-stueck-landwirtschaft-abonniert-1573222.html
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