Globales Lernen umfasst grundsätzlich alle Themen mit Bezug zu Globalisierung, Umweltschutz und Entwicklungspolitik. Beispiele sind Welthandel, Landwirtschaft, Ernährung und Menschenrechte. Es ist die notwendige Antwort im Bildungsbereich auf eine fortschreitende Globalisierung im Wirtschaftsleben, mit dem Ziel zur Nachhaltigkeit. Doch darüber hinaus ist Globales Lernen auch eine Methode zu einem lebenslangen, selbstbestimmten und ganzheitlichen Lernprozess. Ein Weg, dem theorielastigen Lernstoff aller Schulfächer einen Sinn zu geben und lebensnah anzuwenden. Und hier beginnt transformative Bildung.
Bildung für nachhaltige Entwicklung
Beim globalen Lernen entdecken junge Menschen weltweite wirtschaftliche Unterschiede und kulturelle Gemeinsamkeiten.
Nachhaltige Entwicklung funktioniert nur, wenn sich jeder für eine menschenwürdige Gesellschaft einsetzt. Die notwendigen Fähigkeiten dazu vermittelt Bildung für nachhaltige Entwicklung, kurz BNE. Mit der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ haben sich die Staaten der Vereinten Nationen zu Jahrtausendwende verpflichtet, diese Art des Lernens in ihren Bildungssystemen zu verankern und der Nationale Aktionsplan legt 2018 konkrete Rahmenbedingungen vor.
4.7 By 2030, ensure that all learners acquire the knowledge and skills needed to promote sustainable development, including, among others, through education for sustainable development and sustainable lifestyles, human rights, gender equality, promotion of a culture of peace and non-violence, global citizenship and appreciation of cultural diversity and of culture’s contribution to sustainable development
In SDG 4 zu „Bildung“ wird
Beutelsbacher Konsens
Um Bildung nicht zu Propagandazwecken von Parteien, Unternehmen oder NGOs zu nutzen, sehen wir uns dem Beutelsbacher Konsens verpflichtet.
- Überwältigungsverbot: Wir zeigen keine Schreckensbilder und Schildern keine einseitigen, übertriebenen Beispiele, um Schüler*innen nach unseren Ideen zu manipulieren.
- Kontroversität: Was in Wissenschaft und Politik kontrovers diskutiert wird, bringen wir auch kontrovers in den Unterricht ein.
- Schülerorientierung: Wo immer möglich, stellen wir die Welt als gestaltbares Projekt dar und zeigen Möglichkeiten der demokratischen Mitbestimmung.
Transformative Bildung
Es wäre falsch bei Bildung für nachhaltige Entwicklung einfach das Periodensystem der chemischen Elemente durch die 17-SDG-Grafik zu ersetzen und genau so weiter zu büffeln und zu benoten, wie bisher. Unser krankes Bildungssystem, das auf Fakten ausgelegt ist und auf das Bewerten von Fehlern, statt auf das Entwickeln von Potentialen, hat unsere Erde erst in diesen Zustand versetzt. Für das Anthropozän, in dem der Mensch sich nicht mehr gegen die Natur wehren muss sondern sie schützen sollte, um zu überleben, und wo es für alle Fakten und Berechnungen Computer gibt, braucht es ein neues, freieres und menschlicheres Bildungssystem. Kreativität, Potentialentfaltung und interdisziplinäre sowie interkulturelle Kommunikation müssen die wichtigsten Bildungsziele werden.
Erst wenn der Bildungsprozess selbst transformiert wird, kann man von transformativer Bildung sprechen.
- statt Lehrer*in -> eine Facilitator*in (Helferin auf dem individuellen Lernweg)
- statt Fakten und graue Theorie auf Vorgabe eines zentralen Lehrplans -> Selbstbestimmtes lernen durch Begegnung und Frage stellen: Wo spüre ich Betroffenheit, was begeistert mich, was möchte ich verändern? (Und dann das nötige Handwerkszeug erlernen)
Lernen mit Herz, Kopf und Hand
Bei globalem Lernen muss es nicht immer um theoretische vermittelte, politische Themen gehen, denn globales Lernen umfasst alle 3 Ebenen zum ganzheitlichen Lern-Erlebnis, womit es sich vom regulären Schulunterricht oft unterscheidet. Dazu gehören:
- Kopf: Inhalte der Workshops
- globale Probleme und Zusammenhänge sowie Ungerechtigkeitsfaktoren
- Transparenz durch Darstellung von Nachrichten, die in der Öffentlichkeit selten genannt werden.
- Verdeutlichende Methoden während des Workshops
- Beispielprojekte, Lösungsansätze
- Herz: Erfahrungsberichte, Spiele und Lieder
- Begegnungen mit Betroffen und Menschen anderer Kulturen
- persönliche Berichte der Freiwilligen aus ihren Ländern
- menschlicher Austausch, Freundschaften, Gruppenarbeit
- Methoden der Gefühls- und Empathie-Ebene (interkulturelle Lieder)
- Eigene Erfahrungen der Teilnehmer in Natur, unter Menschen, anderen Kulturkreisen
- Hand: Aktionen
- Ausprobieren und entdecken
- Eigenes Konsumverhalten ändern …
- Kunstaktionen im öffentlichen Raum (Flashmobs, Straßentheater)
- Zusammenarbeit, technische Unterstützung, Bildungsarbeit …
- Spendenaktionen für Projekte, andere Menschen etc …
- Sozialunternehmerische Erfahrungen (Schülerfirmen, Schülerprojekte)
Spiele, Energizer und der zwischenmenschliche Umgang im Workshop bilden demnach die essentielle Grundlage für globales Lernen in unseren Workshops.
Auf Grundlage von Erlebnispädagogik und Teamsport
Globales Lernen geht damit weit über „Entwicklungspolitische Bildungsarbeit“ hinaus. Erlebnispädagogik, Freiwilligendienste und interkultureller Austausch können daher wesentliche Bestandteile von Globalem Lernen sein, obgleich sie die erste Informations-Ebene nicht explizit erfassen. Doch allein das Wissen um Missstände motiviert bekannter Maßen nur dann etwas zu ändern, wenn es vom Herzen her ein Anliegen ist, etwas Schönes zu erreichen und es Handlungsmöglichkeiten gibt.
Weitere Gedanken über die Jugendbewegung:
Übertragen auf alle Lebensbereiche
Globales Lernen richtet sich an alle Menschen in der ganzen globalisierten Welt, aller Altersgruppen. Es beginnt schon vor dem Kindergarten mit Naturerlebnissen und dem Aufwachsen in einer kulturell vielfältigen Umgebung. Da sich aber nicht alle Menschen für Politik interessieren, reduziert sich auch Globales Lernen nicht nur auf Politik sondern versucht vielschichtig – praktisch, theoretisch und künstlerisch – die Inhalte zu vermitteln:
- kreativ, künstlerisch, visionär (Straßentheater, Plakate, träumerisch, Gedichte …)
- praktisch, aktiv und projektorientiert (Windräder bauen, Spendenaktionen machen, Webblogs, NGOs unterstützen…)
- sozial, gemeinschaftlich auf freundschaftlicher Ebene (im Freundeskreis, in der WG, Demo, Unigruppe „es ist cool, etwas zu tun“)
- Sozialwissenschaftlich, politisch und debattierend (Diskussionsrunden, wissenschaftliche Texte, Modelle)
Antworten müssen beim lernen erst noch entwickelt werden
Doch was muss man wissen, um die Welt zu retten und auf ihr nachhaltig leben zu können? Inhalte des Globalen Lernens können sehr breit gefächert sein, es gibt also keinen festen Lehrplan, was einfach daran liegt, dass die Antworten auf unsere Probleme erst gefunden werden müssen. Klar ist damit, dass wir Bildungsagent*innen keine alleingültigen Lösungen zu ihren Themen mitbringen und das Ziel für unsere Gemeinschaft gilt es im Workshop zu entdecken.
Alle Themen betreffen das reale Leben und es ist kein Lernen für Lehrplan und Klausuren. Ob wir die Prüfung bestanden haben, sehen wir daran, ob wir in 100 Jahren noch, mit unseren bis dahin vielleicht 12 Mrd. Freuden, auf diesem Planeten leben können. Dennoch versuchen wir zu vermitteln, unsere Umwelt und Vielfalt nicht aus Wut oder Angst vor dem Sterben zu schützen, sondern aus Liebe, weil diese Erde so schön ist!
Karte der Bildung für nachhaltige Entwicklung
Transformative Bildungsarbeit mit der Karte von morgen
Die Karte von morgen erlaubt ganz konkrete, handlungsorientierte Bildungsarbeit:
Was sind die Grundstrukturen erfolgreicher Workshops?
Wie sähe eine Schule, ja sogar eine Bildungslandschaft aus, die auf der Kunst der Workshopgesatltung und transformativer Bildungsarbeit aufbaut?
Theorie und Praxis zum Globalen Lernen auf dem EWIK-Portal.
Anmerkungen / Optionen / Rückmeldungen:
Erstellt durch Helmut@bildungsagenten.com
Hinweis: Die Kommentarfunktion unter dieser Beschreibung soll zur Debatte anregen: also nutzt sie und erzählt von euren Erfahrungen.
Liebe Bildungsagenten, ich bin tief beeindruckt von euren Ideen! Ein Satz hat mich besonders berührt: Ob wir die Prüfung bestanden haben, sehen wir daran, ob wir in 100 Jahren noch, mit unseren bis dahin vielleicht 12 Mrd. Freuden, auf diesem Planeten leben können. Dennoch versuchen wir zu vermitteln, unsere Umwelt und Vielfalt nicht aus Wut oder Angst vor dem Sterben zu schützen, sondern aus Liebe, weil diese Erde so schön ist!
Wenn ihr euer Angebot für Camps auch in Englisch darstellen könntet, würde ich auf euch aufmerksam machen können.
Habt immer guten Mut auch in 2017!
Horst Hellmann, Singapore/Göttingen
Idee aus Bremen „Zukunftswerkstatt UNSERE SCHULE auf der ALLEE DER UN-ZIELE“ (s. GOOGLE) zum Internationalen Bildungsgipfel in Berlin am 3./4. März 2016 mit dem „Botschafter für Demokratie und Toleranz BAKI“, der weltweit für die Kooperation aller Schulen beim Schutz und Erhalt unserer schönen Welt wirbt – s. GOOGLE: z.B. „Max-Zuckerberg-BAKI“ oder „Land-der Ideen-BAKI“.
Erich K.H. Kalkus, Lehrer i.R.
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