Der Trend geht immer mehr in Richtung Selbstverwaltung. Auch wenn es dabei verschiedene Ausprägungen gibt, wird Kommunikation dabei immer wichtiger: Wie erreichen alle die richtige Information, wer muss an welchen Entscheidungen beteiligt werden und wie Entscheiden wir dann? Hier wollen wir die unterschiedlichen Wege dafür beleuchten.

Teammeetings und Plena

Plena, Vollversammlung, Arbeitstreffen usw. Es gibt viele Wege wie man sich strukturieren  und absprechen kann. Im Folgenden nutzen wir als Begriff für alle Treffen, wo mehrere dran beteiligt sind, einfach Plenum bzw. Plena, unabhängig davon, ob es dort um Austausch, Entscheidungen oder Arbeiten geht. Jede Gruppe muss sich dabei entscheiden, wie sie sich zwischen dem Dreieck von Hierarchie, Basisdemokratie und Anarchie positioniert.

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Letztendlich gibt es in allen Modellen Situationen, in denen mehrere Menschen zusammen kommen, mit dem Ziel, Kräfte zu bündeln, um gemeinsam mehr zu erreichen.

Zwecke des Plenums

  1. Das wichtigste  bei allen Plena ist das gegenseitige Zuhören. Die Sachebene ist gar nicht so entscheidend wie die Möglichkeit für jeden, in der Gruppe gehört und Wertgeschätzt zu werden. Daher haben selbst Beiträge, die nur Emotionen und bereits bekannte Infos enthalten ihre Berechtigung, da entscheidend ist, dass sie der Sprecher äußern konnte.
  2. Scheinbare Unterschiede auf Sachebene lassen sich fast immer auf eine Vertrauensfrage zurückführen. Wissen spielt in Plena seltener eine Rolle als vielmehr das Vertrauen in die Beiträge anderer. Wenn es also bei Sachfragen keine Einigung gibt obgleich sich jeder äußern konnte, hilft es kaum noch weiter zu diskutieren sondern eher Vertrauensbildende Maßnahmen zu unternehmen und die Sachentscheidung an Vertreter beider Parteien zu delegieren. Allein dadurch, dass es im Plenum angesprochen wurde, ist der Zweck des Pelnums erfüllt.

Aus diesen beiden Punkten lässt sich erahnen, dass ein Plena nicht der beste Ort ist, um komplizierte Sachentscheidungen zu treffen, sondern dafür dient, die gemeinsamen Werte zu klären und alle Aspekte und Gefühle zu hören. Sachentscheidungen können dann in Kleingruppen ausdiskutiert und entschieden werden und über die Entscheidung wird im Plenum berichtet. Gibt es dabei größere Spannungen einzelner Mitglieder, so kann die Entscheidung neu geöffnet werden.

Entscheidungen neu zu öffnen setzt eine flexible Haltung voraus, die ebenfalls wichtig ist, um kein Frust über die Selbstverwaltung aufkommen zu lassen. Es gibt Grundsatzentscheidungen und Werteentscheidungen, die sicherlich nicht oft umgestoßen werden müssen. Die meisten Entscheidungen entstehen aber aus dem aktuellen Handlungsalltag heraus und da sich hierbei Umstände oft ändern, ist es auch immer legitim, Entscheidungen neu auf den Tisch zu bringen. Daher haben bei der Soziokratie und Holocracy alle Entscheidungen ein festes Ablaufdatum.

Einstiegsfragen für gute Plena

Bei Slowtec einem kleinen, selbstverwaltetem Software- und Regelungstechnikunternehmen in Stuttgart, stellt sich das Team morgens immer folgende 4 Fragen:

  1. Wie geht es mir?
  2. Was habe ich gestern (seit dem letzten Treffen) gemacht?
  3. Was blockiert mich?
  4. Was habe ich heute (bis zum nächsten Treffen) vor?

Nachdem alle diese vier Fragen geäußert haben, ist gleichzeitig auch alles Aktuelle ausgetauscht und es können nötige Entscheidungen und Absprachen zur Synchronisation des Arbeitsablaufs getroffen werden.

15 Tools und Tricks für erfolgreich-effektive Meetings

  1. Kurze Stille zum Ankommen
  2. Check-In zum Ankommen
  3. Moderation und Protokollführer benennen, ggf. rotieren
  4. Zeitrahmen abstecken, ggf. Zeitwächter benennen
  5. Pausen einhalten, alle 30-60 min, ggf. Pausenspiele
  6. Agenda vorab online und bearbeitbar
  7. Protokoll live online verfassen mit Beschlüssen und to-dos
  8. Über konkrete Vorschläge sprechen!
  9. Entscheidungsfindung per Konsent und Systemisches Konsensieren
  10. Gespräch rotierend („council“)
  11. Befindlichkeitsrunde
  12. Spannungen ansprechen
  13. Dankesrunde
  14. Fehlerrunde
  15. Check-Out zum Abschluss

12 Handgesten für effektive Gruppenkommunikation

Kerngesten:

  1. Doppelmeldung 0:32
  2. Begeisterung/Zustimmung 1:05
  3. Rahmen verloren 1:38
  4. Lauter bitte 2:20

Entscheidungsfindung/Feedback:

  1. Konsent-Gesten: kein Widerstand, Einwand, Bedenken 2:56
  2. aktive Unterstützung, passive Unterstützung, Bedenken 3:38
  3. Veto (bei Konsens) 4:33

Optionale Gesten/Prozess:

  1. Schweigefuchs/Ruhe bitte 4:51
  2. Prozessvorschlag 5:17
  3. „Language“, Sprachprobleme 5:46
  4. „Clarify“, Verständnisproblem 6:03
  5. Schneller bitte 6:22

 

Das Konsent Entscheidungsverfahren

Eine Einführung von Lino Zeddies

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Rückmeldung und Referenten

Nutzen Sie für Fragen und Anmerkungen gerne die Kommentarfunktion. Helmut Wolman hat langjährige Erfahrung aus Projekten der Entwicklungszusammenarbeit, Bildungsarbeit und aus dem Baubereich und gibt gerne Workshops. Helmut@bildungsagenten.org