Diese Spiel kann auch groß als Geländespiel angelegt werden: es gibt drei verschieden reiche Länder mit jeweils anderen Eigenschaften auf ihrem Territorium. In der Mitte gibt es die Weltbank mit Zugang zu allen Ländern, die den Handel regeln soll – nur das die Startbedingungen alles andere als fair sind. Wie in der wirklichen Welt eben.
Das Seminarhaus wird zum Weltmarkt und die TeilnehmerInnen simulieren als VertreterInnen von sechs Ländern vereinfachte Prozesse des Welthandels. Dabei starten sie beispielsweise als Frankreich, Indien oder Togo mit sehr unterschiedlich verteilten Ressourcen, Produktionsmitteln, KnowHow und Kapital. Zusätzlich erleben die SpielerInnen durch Ereignisse wie G8Treffen, Bürgerkriege und Schuldendienste, dass der Spielverlauf weniger durch persönliches Geschick als durch strukturelle Ungleichheit geprägt wird. In der Auswertung werden Aktionen des Simulationsverlaufs (z.B. Bündnispolitik, Preisschwankungen, …) aufgegriffen, deren Realitätsbezug diskutiert und auf historische und aktuelle Beispiele übertragen wird.
Art des Spiels: Rollenspiel, Gruppenspiel
TeilnehmerInnen: mindestens 11, höchstens etwa 70. Spiel möglich ab 8.Klasse, (Auswertung anpassen)
Zeitlicher Rahmen: Mind. 4 Std. (mind. 2 Std. Spielzeit, 1 Std. emotionale + 1 Std. inhaltliche diskussion)
Materialien: Sehr viele übliche Seminarmaterialien, Seminarkarten, Eddings, farbiges Papier, Scheren, Pinnwand, Flipchart, Plakate… aber auch Taschenrechner, Wecker und Spielgeld.
Grundaufbau
Die drei Länder sollen Entwicklungs-, Schwellen und Industrieländer darstellen. Dazwischen steht die Weltbank. (Es können auch fiktive Ländernamen sein)
- Kongo: muss Rohstoffe (Papierblätter) suchen, hat keine Werkzeuge und kann sie daher nur verkaufen.
- China: Kann die Papiere immerhin grob verarbeiten (Schere und grobe Schablonen) und damit schon etwas veredeln.
- Deutschland: Hat sehr gute Scheren und Schablonen und dazu noch kleber. Kann also mit Relativ wenig Aufwand sehr hochwertige Produkte (Waffen) herstellen und sie an die anderen Länder gegen Soldaten eintauschen oder bei der Weltbank gegen Geld.
- Weltbank: Hier spielen nur wenige Spieler mit, die in das Spiel eingeweiht sind, jedoch niemals der eigentlich Spielleiter sein dürfen. Die Spielleitung darf die Weltbank nicht verteidinge. (Als ich es letztes Mal gespielt hatte, wurde am Ende die Weltbank gestürmt). In der Weltbank hängt eine große Tafel wo der Wohlstand eines Landes und jeder Firma im Land dokumentiert ist.
In jedem Land gibt es verschiedene Rollen. So gibt es Händler, Journalisten und das gemeine Volk was “arbeitet”. Arbeiten bedeutet einfach Rätsel lösen, Kunststücke etc. Jedes Land hat aber noch Nachteile:
- Deutschland: Wegen der Demokratie müssen alle Entscheidungen, über Verkäufe, Handel und Kriege in der Drei-Viertel-Mehrheit verabschiedet werden. Dazu gibt es eine Reihe an Grundgesetze die nur einstimmig geändert werden können.
Deutschland muss mit seinen Soldaten die Weltbank bewachen (deren Regelungen ja auch positiv für die Weltbank sind) - China: Schwarzhandel, an der Weltbank vorbei, wird praktiziert. Die Weltbank behandelt sie aber auch noch gut, wenn sie kooperierne.
- Kongo: Kongonesen müssen immer Warten, teils recht lange und bekommen die Schlechtesten Preise. Dafür können sie Terroristen und Spizel schicken und jederzeit Angreifen.
Das Spiel lässt sich gut ausbauen und mit vielen Leuten Spielen. Obgleich das Spiel eigentlich in den Entwicklungsländern beim Suchen der Papiere beginnt, sollten China und insbesondere Deutschland schon von Anfang an ein paar Papiere zum Bearbeiten haben, sonst wird den langweilig.
Mögliche Arbeiten
In jedem Land gibt es Posten die vom Leitungsteam betreut werden und wo die Spieler hin gehen zum “Arbeiten”. Wenn sie einen Posten erfolgreich absolviert haben bekommen sie die Rohstoffe, bzw. sie können sie veredeln, also bekommen Punkte.
Die Stationen sind sehr wichtig für die Motivation gerade der ärmeren Länder und sollten daher keinenfalls (immer) einen Bestrafungscharakter haben. Aufgaben können sein:
- Schreibt ein Lied, Gedicht, Poetry Slam
- Zirkus, Leichtatletik, Sport
- Theater einstudieren, Skatch, Forum Theater, Improvisation
- Feuerholz machen, Feuer anzünden, Tee Kochen
- Schnitzen, tonen, malen (wobei es immer auch etwas schnell und nicht gerade konzentriert zugehen wird)
- Papierflieger falten
- ….
Reflexion
Bei diesem “Geländespiel” ist die Reflexion das allerwichtigste. Ist die Gruppe sehr jung, bzw. besteht die Gefahr von unreflektierten Vorurteilen, so sollten nicht reale Ländernamen sondern fiktive verwendet werden.
Realitätsbezug
Elemente im Spiel müssen nicht ganz realistisch sein, aber auch nicht willkürlich sondern sich an realen Problemen oder politischen Vorschlägen orientieren, damit sie als sinnvolle Diskussionsgrundlage dienen. Beispielsweise:
- Intransparenz der Lieferketten: Das Spielchaos, dass automatisch herscht kann für Korruption und Bestechnung genutzt werden. Es können auch Siegel und ggf. Steuern eingeführt werden, die dann aber auch betrogen werden, bis die Spieler*innen evtl. währen des Spiels zu funktionierenden Lösungen kommen.
- Journalismus: Spieler besonders aus reichen Ländern können einfachere Reiseregeln bekommen, wenn sie als Journalisten “berichten”. Da können sie aber auch gekauft werden bzw. bestochen werden etc. und populistisch berichten bzw. lügen. Immer wenn im deutschen Parlament ein Thema nicht weitergeht, sollten Journalisten gerufen werden, die die “Sachlage” aufklären.
- Konkurrenz: In jedem Land gibt es mehrere Firmen, die sich um den Markt streiten. Die Weltbank kauf am Ende alles, versucht aber stets die Preise zu drücken. Die Punktebilanz der Länder und besonders der Firmen auf der Tabel in der Weltbank stachelt diesen Kampf an. Was macht das mit den Spielern?
Materialien
Im internen Downloadbereich der Bildungsagenten unter http://bildungsagenten.com/2012/02/24/downloadbereich/ findet sich unter Intern > Geschützte Dokumente > Bildungskoffer die ausführliche und beliebte Welthandelssimulation von glocal. Werde Bildungsagent um das Passwort für den internen Download zu bekommen.
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Berichte von bereits durchgeführten Spielen:
Welthandelssimulation als Geländespiel am Gymnasium in Illmenau: https://www.betterplace.org/de/fundraising-events/18073/news/100292 Ausführlicher Bericht der gesamten Aktion in Ilmenau: https://www.betterplace.org/de/projects/11667/news/100296
Rückmeldung:
Helmut@bildungsagenten.com
Der Bericht aus Ilmenau, wo die Welthandelssimulation als Geländespiel mit 200 Schülern des Gymnasiums am Lindneberg durchgeführt wurde. https://www.betterplace.org/de/projects/11667-ideenwerkstatt-bildungsagenten/news/100296