#LeadmewithLove klingt so schön, gerade weil es oft dem widerspricht, was in Organisationen lebt. Viele wünschen sich eine Person die 1. jede akute Situation managed, Zeitpläne im Kopf und Budgets im Gefühl hat, dabei 2. flexibel und wohlüberlegt weitsichtige Entscheidungen trifft und 3. immer verständnisvoll und aufbauend zu allen Mitarbeitenden ist und bei allen Konflikten neutral und gerecht vermittelt. Gibt es Menschen, die all das immer vereinen können? Führungskräfte sind damit jedenfalls meist überfordert. Also müssen wir die Rollen aufteilen.

Vom Führungsprivileg zur dienenden Funktion

Noch vor 500 Jahren waren autoritäre Führer in Deutschland unhinterfragt (gendern überflüssig). Jede Frau hatte ihren Mann (zur Not war es Gott persönlich im Kloster), jeder Knecht hatte seinen Landherren, jeder Landherr sein Herzog, jeder Herzog sein König und jeder König ein und denselben Papst. Das war einfach und gar nicht anders denkbar, vielleicht sogar grundsätzlich berechtigt. Eine Person als Gesetzgeber, Richter und Henker in einem mit der Klarheit, wo ich hingehöre, hat vielen die nötige Sicherheit gegeben. Aber als das System zu bröckeln begann, versuchte man durch Majestätsbeleidungsparagraphen die Führung vergeblich zu retten. Die Evolution führte zu sozialen Innovationen, die Frederic Laloux sehr gut beschreibt. Das Prinzip „Einer bestimmt über alles und jeden“ wird Stück für Stück durch Demokratie (Mehrheitshierarchie), Anarchie und Basisdemokratie (Minderheitshierarchie) abgelöst, bzw. durch eine Mischung aus allem.

Das erweiterte Führungsmodell

Führung hat drei Rollen. Und jede Qualität ist in anderen Umständen erfolgreicher. Das Zusammenspiel der Qualitäten wird intuitiv genutzt, führt aber auch zu viel Diskussion, manchmal sogar zu Enttäuschung. Hat eine Gruppe kein Bewusstsein darüber, ist oftmals jede*r im Kopf in einem anderen Bereich.

Diese drei Führungsqualitäten erwachsen aus den unterschiedlichen Führungsverständnissen und bilden zusammen die Führung, die früher in einer Person vereint war.

Es hilft, sich als Gruppe Klarheit zu verschaffen, in welchem Moment, welche Personen, welche der drei Rollen innehaben.

Die drei Qualitäten, die in allen Gemeinschaften unterschiedlich gelebt werden, aber immer eine Rolle spielen, denn kein Bereich funktioniert alleine perfekt.

Teams kann es helfen zu klären, wer welche Führungsrolle (in welchem Projekt) übernimmt. Aber auch in jeder Diskussion lohnt sich stets ein reflektiver Blick auf die Ebene, in der gerade kommuniziert wird.

  1. Warum machen wir etwas? (Langfristige Vision, Evolutionärer Sinn = Leadership)
  2. Wie arbeiten wir harmonisch zusammen? (Strukturen, Vereinbarungen/Zuständigkeiten, Ganzheit = Coaching)
  3. Was machen wir am besten zuerst? (Strategien, Lösungen, Selbstorganisation = Management)
Jeder dieser Ebenen braucht ein anderes Setting, eine andere Zeitstruktur.

Gelingt es zwischen diesen Ebenen zu wechseln, so ist ein langfristiger Erfolgsprozess möglich, denn die Organisation kann effizient arbeiten, schafft ein angenehmes Arbeitsumfeld und kann auf gesellschaftliche Trends agil reagieren. Für jede Ebene braucht es eine zuständige Person.

In jedem Bereich möchten andere mitsprechen und es braucht unterschiedliche Entscheidungsformen, von eigenverantwortlicher Fallentscheidung (Sachfragen), über Soziokratie (Systemfragen) bis hin zu systemischen Konsensieren (Ressourcenfragen).

Eine freie Führung bedeutet nicht Beliebigkeit sondern Freiheit zu fühlen, was aus der Zukunft kommt und was sich in den Menschen manifestieren will. Eine gemeinschaftlich gefundene Vision und eine klare Mission, der alle zustimmen, können der Führungperson(en) dabei zur Seite stehen.

Auch in den zwischenmenschlichen Herausforderungen und Coachings entstehen Kurskorrekturen aus einer anderen Richtung. Und mit einem gemeinsamen Sinn kann auch das Management autonom Handeln und auch Aufgaben verteilen, die von allen akzeptiert sind.

Freiheit – Gleichheit – Solidarität

  • Die soziale Dreigliederung ist ein recht überschaubares Gesellschaftskonzept, welches die Begriffe der Französischen revolutionen „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ nutzt. Nach dem wir nun in einer Demokratie leben, strebt diese Idee nach einer Demokratisierung der Wirtschaft.

Der Impuls regt uns an, die traditionelle Chef-Struktur, genauer zu beleuchten und auf unterschiedliche Köpfe und Gruppen auf zu teilen.

RolleIdealAufgaben
FührungFreiZiele, Ideen, Visionen
Coach/ PeerfeedbackGleich
Zwischenmenschliche Ebene, Verträge
ManagementSolidarischKonkrete Ziele und Ressourcen teilen

7-Stern der Selbstführung

Neben wir die 3 Ebenen (Führung, Organisation, Feedback) zusammen, stellt sich die Frage, wie das konkret in Organisationen implementiert werden kann. Hierzu braucht es verschiedene Räum (= Begegnungsformate) in denen nach verschiedene Leitprinzipien (frei-kreativ, pragmatisch-kompromissbereit, klar-gerecht) gesprochen und moderiert wird. Dazu dient der 7-Stern, um stets die richtige Seite zu wählen.

Grundprinzip des 7-Stern der Selbstführung: Eine Organisation muss 7 Räume schaffen und sicherstellen, dass alle Mitglieder/Mitarbeiter Zugang zu allen Räumen haben können. Alles beginnt oben rechts mit Feiern und Wahrnehmen. Ansonsten ist die Reihenfolge egal, wichtig ist nur, dass rechts stets alle befragt werden, links dagegen in möglichst kleinen Gruppen gearbeitet wird.

Ähnliche Methoden

„Fühlen ist das neue Führen“: Unter diesem Motto veröffentlichte The Dive seine 3. Ausgabe von „Neue Narrative„. In dieser Ausgabe wurden die drei Ebene thematisiert.