Was ist Geld? Mit welchen Zulieferern haben wir den besten Einfluss auf die Welt? Mit welchen Kooperationen können wir unsere Zukunft wirkungsvoll gestalten? Eine Schülerfirma des assoziativen, globalen Wirtschaftens ist die logische Antwort guter Schulen auf ein scheiterndes Wirtschaftssystem.
Unmögliches erledigen wir sofort, Wunder brauchen etwas länger.
Die unternehmerische Haltung
Schule fürs Leben
Die große Frage aller Lehrer ist, wie sie ihre Schüler optimal auf ihre Zukunft vorbereiten. Dabei suchen sie Halt an Lehrplänen und Erfahrungen aus der Vergangenheit? Doch wie weit tragen diese Erfahrungen in eine Zukunft, die noch nie so vernetzt, global und schnell war wie je zuvor? (Siehe dazu: Theory U – Leiten aus der Zukunft, die erst entstehen will)
Wenn es gelingt, an Schulen ein Erfahrungs- und Experimentierrahmen zu bieten, wo Schüler*innen nach ihren Ideen und nach ihrer Intuition wirtschaftliche und unternehmerische Strukturen kennen lernen können, kann ein ganz neues unternehmerisches Denken entstehen. (Siehe Social Entrepreneurship: Das Unternehmen der Zukunft)
Bereits als Oberstufenschüler*in in globale Handels-Partnerschaften ein zu treten, wirtschaftlich zusammen zu arbeiten und auch persönliche Erfahrungsreisen in Länder des globalen Südens zu wagen, füllt erlebnispädagogische Methoden mit Inhalt und bildet eine grundlegende Herzensbeziehung für eine lebendige Weltgemeinschaft. Dabei ist die Zeit um die 11. Klasse der geeignete Moment, um nicht seinen Kompass fürs Leben in einer auf Perfektion getrimmten Gesellschaft zu verlieren.
Unser Ziel der Schülerfirmen ist es keinesfalls, durch wirtschaftliche Früherziehung bessere Kapitalismus-Kämpfer heran zu bilden, sondern das genaue Gegenteil. In dem wir Schülern bereits in der Schule spielerisch die Möglichkeit bieten, mit Liebe und Interesse unternehmerisch tätig zu werden, können sie im späteren Leben nicht nur mutiger neue Wege gehen, sondern auch mit Humor statt Angst auf alle kleinen und großen Krisen reagieren. Wer als Teenager mit Tatendrang und aus Wissbegierde eine natürliche Beziehung zur Wirtschaft entwickelt hat, schöpft als Unternehmerin mit viel Verantwortung aus einer Quelle von Vertrauen, Liebe und Gelassenheit. Wir wollen zukünftige Unternehmerinnen zu fühlenden Menschen statt abgebrühten Kämpfer*innen machen.
Wege zur eigenen Schülerfirma
0. Spielregeln zur Schülerfirma
Das Schülerfirmennetz Nyendo hat 7 Spielregeln entwickelt, die sich etabliert haben
- Die Mitarbeit ist freiwillig aber verbindlich.
- Die Schülerfirma arbeitet klassenübergreifend als Team zusammen.
- Sie entwickeln eine nachhaltige Geschäftsidee.
- Der erwirtschaftete Erlös wird einer Partnerschule in einem Entwicklungsland geschenkt.
- Mehrjährige Mitarbeiter*innen der Schülerfirmen dürfen die Partnerschule am Ende der 11. Klasse besuchen.
- Sie arbeiten mit einem Netzwerk von Schülerfirmen zusammen.
- Sie dokumentieren, reflektieren und präsentieren ihre Arbeit.
1. Ideen und Impulsfindung
Zu Beginn geht es darum, im Schulalltag die Idee für ein eigenes Projekt und das Bewusstsein für die ganze Welt zu wecken. Dazu eignen sich:
- Ein Thmea aus dem Globales Lernen – Globalisierung gestalten
- Ein Vortrag ehemaliger Freiwilliger aus Entwicklungsländern Wie erzähle ich eine Geschichte aus meinem Freiwilligendienst?
- Ein Zukunftsworkshop Deine Biografie, dein Beruf – deine Berufung
- Die Projektentwicklungsmethode Dragon Dreaming – wenn wir gemeinsam Träumen
- Eine Visionssuche
- In Gruppen und gemeinschaften geht das auch spielerisch über Oasen-Spiel: Play the Change
2. Konkretisierung und Firmenentwicklung
Um aus einer vagen Schüleridee ein wirkliches Projekt zu machen helfen gewisse Methoden:
- Grundlagen eines künstlerischen Projektmanagements im Sinne der Dreigliederung des sozialen Organismus Von der Vision durch ein Projekt zum gemeinsamen Ziel
- Wirksame Öffentlichkeitsarbeit und eine klare Zielgruppe ist die basis für jedes erfolgreiche Projekt Menschen gewinnen – Auf welchen Wegen kommen andere zu mir?
3. Weiterentwicklung und Anpassungsfähigkeit
Eine Schülerfirma ist nie fertig. Nicht nur die Welt ändert sich ständig sondern auch die Besetzung der Firma und damit gibt es immer neue Ideen, Interessen und Handlungsschwerpunkte. Wie dieser Generationsübergang flüssig gestaltet werden kann und wie sich ein Team über jahre selbst verwaltet, ist ein Kunstwerk, zu dem es ein bisschen Handwerkszeug gibt:
- Selbstverwaltung ist immer ein Spannungsfeld zwischen schnellen Entscheidungen und partizipativer Mitbestimmung Zwischen Basisdemokratie und Diktatur
- Für große Entscheidungen eignet sich Systemisches konsensieren: Mit was haben die wenigsten ein Problem?
- Zudem gibt es einige digitale Werkzeuge und Tools, die einem besonders die dezentrale Zusammenarbeit erleichtern
4. Reflexion und neu Denken
Zentrales Element des Schüler-Zukunfts-Unternehmens ist es, Wirtschaftsparadigmen zu hinterfragen, zu reflektieren und anders zu leben. Die verschiedenen Möglichkeiten von Gemeinwohlökonomie, über die Pauschalisierungsgefahr bis zur Ökonomisierung der Bildung hat Valentin Sagvosdkin zusammen gefasst
http://zukunftsblick.freunde-waldorf.de/2017/08/19/schueler-zukunfts-unternehmen/
Karte von morgen der Schülerfirmen
Ähnliche Methoden
- Grundlagen einer ganzheitlichen Projektentwicklung
Von der Vision durch ein Projekt zum gemeinsamen Ziel
- Berfung: als Ursprung allen sinnvollen Handelns
Deine Biografie, dein Beruf – deine Berufung
- Youth Leadership zeigt eine globale Bewegung junger Menschen
Schule als Zukunftsstaat
- Schülerfirmen sind auch Teil eines Zukunftsstaates
Schule als Zukunftsstaat
- Unternehmertum ist eine Herausforderung, aber eine machbare, wenn man auf die vielen inzwischen verfügbaren Ressourcen zurückgreift.
Materialien
Quellen und weiterführende Links
- Ein Projekt der Borderstep Institut für Innovation und Nachhaltigkeit gemeinnützige GmbH https://start-green.net/school/
Nyendo.Lernen hand in hand gUG ist ein deutschlandweites Schülerfirmennetzwerk mit sehr Erfahrenen Partnern in Kenya. nyendo-lernen.de
Nyendo ist eine der erfolgreichen Schülerfirmen an der Rudolf Steiner Schule Ismaning. nyendo.org
Die Steinbrücke ist eine Schülerfirma der Waldorfschule Märkisches Viertel in Berlin und handelt mit Edelsteinen.
Blog-Beitrag von Velantin Sagvosdkin zur Fragen, wie Schülerfirmen und Wirtschaftsexperimente sinn machen würden:
http://zukunftsblick.freunde-waldorf.de/2017/08/19/schueler-zukunfts-unternehmen/
Schüler-Zukunfts-Unternehmen – Chancen für einen Lernraum jenseits alter Denkgewohnheiten
Ein großes, neues Projekt bei Zukunftsblick ist der Aufbau von Schüler-Zukunfts-Unternehmen des assoziativen Wirtschaftens mit ehemaligen Freiwilligen. Viele der Freunde-Freiwillige bringen nicht nur Begeisterung für drängende wirtschaftliche Fragen mit, sondern beschäftigen sich damit auch im Rahmen ihres (selbst-) Studiums.
Valentin Sagvosdkin, Ehemaliger der Freunde der Erziehungskunst aus Indien, hat nach einem Bachelor der sozialen Arbeit in Berlin nun an der Cusanus-Hochschule mit dem Master der Ökonomie begonnen und schildert im Folgenden die sechs größten wirtschaftlichen Fallen, die es bei diesem Zukunftsimpuls der Schülerfirmen zu umschiffen gilt und zeigt gleichzeitig Chancen und Ideen für eine gelungene Umsetzung auf.
Alle Ehemaligen, die Interesse an wirtschaftlichen Fragen haben, sind herzlich eingeladen zum Campus von morgen vom 29.9. bis 3.10. nach Köln, um dort das Konzept weiter zu entwickeln.
„Schüler-Zukunfts-Unternehmen – Chancen für einen Lernraum jenseits alter Denkgewohnheiten“ weiterlesen