Fair-Trade 2.0 öffnet neue Perspektiven für Schüler*innen auf Sozialunternehmertum. Vom kleinen bewussten Konsumenten wird man so schnell zu einer großen Verbrauchergemeinschaft, die den Welthandel beeinflusst. Teikei ist die erste globale solidarische Landwirtschaft am Beispiel des Kaffees.

Dieses Workshopkonzept ist eine Sammlung anderer Konzepte und eignet sich als Leitlinie für Schüler-Ags und Projekte.

Workshopablauf

Dieser Workshop wurde für einen 1-Std. Einheit auf einem Projekttag für 20 Schüler*innen ab 15 Jahren konzipiert.

Fairer Handel – nur Kosmetik oder struktureller Wandel?

Fair-Trade wird in Deutschland immer beliebter und von engagierten Menschen mit oft persönlichen Beziehungen aufgabaut. Inzwischen ist Fair-Trade zwar massentauglich, basiert aber auf den gleichen Marktzwängen des Kapitalismus: Marketing und gute Presse bestimmen den Absatz – und über das Leben vieler Menschen. Da die Weltläden ihre Kunden nicht langfristig binden, können sie ihren Bauern auch nur Marktabhängige Abnahmegarantien geben. Durch diese Flexibilität für den Kunden steht der europäische Konsument hierarchisch über den Arbeitern.

Das assoziative Wirtschaften strebt zu einer globalen Wirtschaft in Partnerschaft. Was in Deutschland bereits in Wohnprojekten und der solidarischen Landwirtschaft tausendfach funktioniert, kann auch den Welthandel revolutionieren.
Gerade in der Bildungsarbeit müssen wir unsere TN zu mehr machen, also nur zu bewussten Konsumenten. Wir können sie zu Sozialunternehmer*innen empowern und unsere Wirtschaftsbeziehungen von Grund auf neu denken.

Assoziatives Wirtschaften basiert auf persönlicher Begegnung auf Augenhöhe, 100%iger Transparenz und lehnt Privilegien-Hierarchien ab. Das gelingt über Vertrauen unter den Konsumenten und zu den Produzenten, die sich auf jeweils ein Jahr füreinander verpflichten. Wenn der Produzent nicht nur eine Funktion hat, sondern in erster Linie als Mensch wahrgenommen wird, entstehen ganz neue Möglichkeiten.

Wesentliche Bausteine von Teikei-Projekten

Anhand des Kaffees verbindet das Teikei-Projekt Kaffeebauern aus Mexico mit Verbrauchergemeinschaften in Deutschland und der Schweiz. Wie das Konzept funktioniert und wie es in Schulen angewandt werden kann, soll hier dargestellt werden.

Unser Hof

Höfe, gerade kleine mit Vielfalt und ökologischer Wirtschaftsweise, haben nicht nur den Sinn, Nahrung zu produzieren, sondern auch einen Wert an sich: Sie sind Heimat, Erholung und Lebensqualität für Nachbarn und Kunden. Daher funktioniert das Prinzip der Solidarischen Landwirtschaft besonders gut, in dem Verbraucher*innen einen Hof finanzieren und sich im Gegenzug die Nahrung teilen:

Unternehmerische Risiko tragen Verbraucher

Normalerweise sind Unternehmer*innen auf Banken und Investoren angewiesen, bevor sie ihre Produkte produzieren können. Gerade durch die Unberechenbarkeit der Natur endet das in der Landwirtschaft oft damit, dass der Bauer pleite geht und Land und Hof von Kreditgebern weiterverkauft werden. Dadurch sterben ca. 15 – 25 Kleinbauernhöfe pro Tag alleine in Deutschland – über 5000 Höfe pro Jahr (Top-Agrar online). Vom sterben kleiner Höfe profitieren großen Höfe mit über 100 Hektar Anbaufläche, die mehr von staatlicher Förderung profitieren. Das geht aber gleichzeitig auf Kosten der Artevielfalt und Tirschutz. (Böll-Stiftung)

Wenn Kunden direkt das Risiko tragen und die Liquidität im Vorraus sichern, haben kleine, ökologische Höfe mehr Spielraum:

Teikei – globale SoLaWi

Teikei hat das SoLaWi-Prinzip auf den Welthandel übertragen, anhand von Kaffee. Seit 2017 etablieren sie enge Beziehungen mit Kaffee-Bauern in Mexico. Weitere Produkte auch von anderen Kontinenten könnten bald hinzu kommen.

Eines der ersten Impulse, der durch diese Wirtschaft auf Augenhöhe umgesetzt wurde, war der Transport per Segelschiff, was ein wesentlicher Wunsch der Bauern war. Denn Containerschiffahrt ist weder fair und umweltschonend. Gleichzeitig konnte sich auch im Fairen-Handel der Transport per Segelschiff bisher nicht durchsetzen, weil die Kunden das nicht nachgefragt haben. Bei Teikei sind alle Konsumenten über Mailverteiler vernetzt und sinnvolle, neue Impulse lassen sich damit viel schneller umsetzen.

Postwachstum und Klimaschutz

Auf allen Ebenen wird derzeit darum gerungen, wie wir den volkswirtschaftlichen Wachstumszwang überwinden können. So eindeutig die Wachstumskritik in anbetracht der endlichen Umewltressourcen ist, so unbeliebt ist der Gedanke in Wirtschaftskreisen. Teikei und der assoziative Welthandel zeigen hier eine konstruktive Antworte mit dem ersten praktischen Schritt:

Welthandel als Kunstwerk

Gegründet wurde Teikei von Hermann Pohlmann, einem Bildhauer und Sozialkünstler, inspiriert von Josef Beuys und dessen Idee der Sozialen Plastik. Teikei ist damit auch ein Kunstwerk. Was bedeutet das?

Die Haltung des Künstlers in wirtschaftlichen Fragen ermöglicht die aktive Gestaltung von Gemeinschaften und die kreative Entfaltung von Talenten und Potentialen. Statt um reine Effektivität, die leere und innere Frustation bis Bournout hervorrufen kann, geht es hier um Flow, einen höheren Sinn und um Ästhetik.

Demokratische Wirtschaft

Das zugrundeliegende Konzept bei Teikei ist die “soziale Dreigliederung” bei der in Wirtschaftsfragen ein Mittelweg zwischen kapitalitischem Sozialismus und kommunistischer Planwirtschaft gefunden werden will.

Geistige Freiheit im Bildungsbereich, Solidarität in der Aufteilung der Erträge und Ressourcen sowie Gleichheit aller Menschen bei der Vertragsgestaltung sind hierbei die drei elementaren Grundpfeiler.

Unternehmen als Plattform für Potentialentfaltung

Betrachten wir die vorgenannten Elemente und wesentliche Bausteine des Teikei-Kaffee-Projektes und ähnlichen assoziativen Initiativen so wird Wirtschaft plötzlich gestaltbar. Mit entsprechenden Methoden der Selbstführung innerhalb der Organisation, werden Mitarbeitende zu Mitunternehmende und plötzlich geht es nicht mehr um Profit und Einkommen sondern um die eigene Berufung:

Übertragbar – weltweit

Das Teikei-Modell ist sicherlich noch am ausreifen aber schon jetzt übertragbar auf viele andere Bereiche. Sicherlich wird das assoziative Handeln nie 100% der wirtschaftlichen Tätigkeit umfassen, denn das wäre bei den tausenden Produkten, die ein Mensch braucht, etwas zu aufwändig, aber wenn wir 80% unserer Ausgaben in assoziativen Gemeinschaften tätigen, wäre schon viel erreicht.

Viele Vereine und Initiativen in einer Stadt schließen sich mit all ihren Mitgliedern zusammen, gründen eine AG für jedes Produkt/Branche und organisieren so ihre solidarische Versorgung bedarfsgerecht

Materialien

Workshopanfragen und Feedback

Erstellt wurde der Bildungskoffer von Helmut, Teil des Teikei-Teams. Wir freuen uns über Workshopanfragen.